Ich packe meinen Rucksack und nehme mit:
...ja was denn eigentlich alles?
03.04.2023 21:33
...ja was denn eigentlich alles?
08.05.2023 08:59
Samstag der 8. April. Nachdem mein Flug mich von München über Doha nach Kathmandu geführt hat, ist es endlich geschafft. Der riesige Flieger der Quatar Air setzt auf der Landebahn von Kathmandu auf und somit beginnt nun also wirklich mein Aufenthalt und Trek durch Nepal. Der Flughafen ist ziemlich in die Jahre gekommen, es wuseln hunderte von Leuten um mich herum und suchen ihr Gepäck, während ich nervös versuche meinen AirTag zu aktualisieren und mich innerlich zu beruhigen, dass es nicht nur ich, sondern diesmal auch mein Gepäck bis ans Ziel geschafft hat. Nach nicht enden wollenden 30min am Gepäckband, rollt dann plötzlich und endlich auch mein Rucksack auf mich zu und man konnte den 50 Tonnen schweren Stein, welcher mir grad vor Erleichterung vom Herzen gefallen war, sicherlich bis an den Chiemsee hören.
Jetzt wird es Ernst. Ich habe Kathmandu bereits hinter mir gelassen und vor mir liegt gleich zu Beginn die erste große "Hürde" , der Flug von Ramechhap nach Lukla. Lukla wird in der Liste der gefährlichsten Flughäfen der Welt und den Top 10 aufgeführt... Ob man das als den perfekten Einstieg in einen Urlaub bezeichnen möchte?! Es ist 6:30 als wir am Flughafen Ramechhap ankommen. Erwartet hatte ich einen kleinen Flughafen, mit wenig Menschen und 2-3 Propellermaschinen die mich hoffentlich bei stabilem Wetter heute noch nach Lukla fliegen werden. Die Realität sah allerdings ganz anders aus. Bikram mein Fahrer fährt mich direkt bis vor den Eingang zum Flughafen, vorbei an ca 1000 Menschen. Keine Übertreibung! Der Flughafen sowie die Straßen davor sind vollkommen überfüllt mit hunderten von Trekkern, welche alle darauf warten endlich nach Lukla geflogen zu werden. Da die Flüge wirklich nur bei gutem Wetter stattfinden, passiert es fast täglich, das Flüge vom Vortag auf den Folgetag verschoben werden müssen. Somit heißt es trotz geplantem Abflug um 7:15 erst einmal warten. Bikram kümmert sich um meinen Boarding Pass, während ich mich auf die Suche nach dem ersten Kaffee begebe.
Die erste Nacht im Schlafsack bei Minusgraden ist geschafft. Am Ende habe ich tatsächlich besser geschlafen als gedacht, was vielleicht aber einfach auch an der Erschöpfung gelegen haben kann, schließlich war der erste Tag nicht nur super aufregend, sondern auch super lang.
Hello A*-Day
der heutige Morgen fängt mit einem Ausblick an, den man schon fast als Bilderbuchreif betiteln könnte. Die Aussicht aus meinem heutigen Schlafzimmer ist einfach gigantisch. Ich blicke direkt in einen Bergkessel, umgeben von 7000ern. Wenn der Tag so startet, kann es einfach nur gut werden. Nach einem super sättigenden Frühstück und wie immer ca 1.5 Litern Tee geht es an den heutigen Akklimatisierungshike. Heutiges Ziel: Sundaer Peak (5200m) Tatsächlich war ich die letzten 1-2 Tage schon ziemlich nervös bzgl. der heute geplanten 5000er Besteigung. Einfach mal so von 3880m auf 5200m macht man eben auch nicht jeden Tag. Heute starten wir natürlich ohne großes Gepäck und sich demnach auch ohne meinen Sherpa unterwegs. Pasang und ich machen uns also früh morgens auf den Weg in Richtung Gipfel. Nach den ersten 200hm merke ich bereits, dass es Pasang heute noch allzu gut geht und er sein tägliches Rennsemmel-Tempo mit jedem Schritt etwas zurückfährt.Als wir die 4100m erreichen legen wir die erste kurze Pause ein. Er ist sehr zufrieden mit meiner „Gangleistung“ und meinem Tempo und erkundigt sich mehrmals, wie weit ich denn heute eigentlich noch rauf gehen möchte. Bei 4500m beenden wir unsere Tour. Pasang meint er wäre sich sicher ich hätte am geplanten Renjo Pass keine Probleme über die 5000m hinaus zu kommen und da er sich heute nicht allzu gut fühle würde er an diesem Punkt nun gerne umdrehen. Ein bisschen geknickt bin ich tatsächlich schon, da ich nicht nur super motiviert war, sondern natürlich auch gerne die 5000m geknackt hätte… Aber in spätestens zwei Tagen wird dieser Punkt ohne hinkommen und man muss einfach manchmal auch umdrehen können.
frisch geduscht schläft es sich gefühlt gleich etwas besser. Seit Beginn des Treks, war heute die erste Nacht in der ich nicht halb erfroren bin, weshalb ich mich heute irgendwie besonders fit und ausgeschlafen fühle.Also los geht’s – auf nach Lungden. Pasang hat seinen Rennsemmel Modus natürlich wieder aktiviert und nach den ersten 20min. lasse ich ihn einfach vorlaufen, setze meine Kopfhörer auf und gehe gemächlich vor mich hin.Der Weg Richtung Lungden ist wunderschön. Mittlerweile haben wir die bewaldeten Wege hinter uns gelassen, und die Landschaft wird zunehmender karger und steiniger. Der morgentliche Elan ist nach der ersten Stunde zwar immer noch vorhanden, allerdings gemischt mit einer enormen Portion Emotionen. Pasang ist mittlerweile ein gutes Stück vor mir, mein Sherpa ca 1km hinter mir und mit jedem Schritt, den ich zwischen den Riesen des Himalayas gehe, drängen sich immer mehr Gedanken in meinen Kopf. Ich bin generell ein Mensch, der viele Dinge hinterfragt und manchmal vielleicht auch zerdenkt, doch find ich es auch wichtig sich mit allem, was einen so beschäftigt, so gut es geht auseinander zu setzten. Von fröhlich und gut gelaunt, zu traurig und dicken Kullertränen ist an diesem Tag irgendwie alles dabei. Ein bisschen hatte ich damit ja von vornherein gerechnet, dass es dann so eintritt und mich emotional tatsächlich etwas überfährt hatte ich allerdings nicht gedacht.
Es ist 5:00... mein Wecker klingelt, aber wirklich geschlafen habe ich heute nicht. Zu viel wurde am Vorabend von allen Seiten der Aufstieg über den Renjo Pass debattiert und besprochen. Zudem war es heute Nacht kalt!! Extrem kalt. Die kälteste Nacht bisher um ehrlich zu sein. -25 Grad hab mich heute Nacht nicht nur wach gehalten, sondern tatsächlich auch ein wenig an meine Grenzen gebracht. Somit bin ich eigentlich ganz froh, dass diese Nacht nun ein Ende hat und es endlich los geht.
1:30 - mein Wecker klingelt. Nachdem ich die Nacht zuvor bereits kaum schlaf bekommen habe, weil ich bzgl. der Renjo La Pass überschreitung so aufgeregt war, war die heutige Nacht gefühlt noch kürzer und als der Wecker tatsächlich klingelt, hinterfrage ich meinen heutigen Plan. Doch deshlab bin ich ja überhaupt hier. Der heutige Aufstieg ist einer der Hauptgründe, warum ich nach Nepal gekommen bin und mich für diese Tour entschieden habe. Einmal den Sonnenaufgang über dem Mount Everest erleben. Und heute, wenn ich ganz viel Glück habe, wird es endlich soweit sein. Ich bin müde, habe kaum geschlafen, es hat -20 Grad und friere mit jeder Zelle meines Körpers als ich mich aus meinem Schlafsack schäle. Nachdem ich mir am Vorabend bereits alles zurecht gelegt hatte, muss ich mich tatsächlich nur noch anziehen, den Rucksack schultern und los gehts. Drausen ist es dunkel, stockdunkel um genau zu sein. Ich sehe keine Stirnlampe oder ähnliches auf dem Weg Richtung Gokyo Ri und hoffe das dies tatsächlich so bleibt und ich alleine am Gipfel sein darf. Der Aufstieg zum Goyko Ri ist hart. Der Weg startet steil, mit vielen Serpentinen und wird ( sehr zu meiner Freude ) einfach nicht flacher :D Selten so geflucht auf dem Weg nach oben. Meine Lunge brennt, denn es hat einfach -20 Grad ... über bin auf dem Weg auf Ü5000m und mein Körper hasst mich heute morgen für die Strapazen der letzten Tage. Ich quäle mich Schritt für Schritt Richtung Gipfel. 2,5-3h habe ich mir für den Aufstieg eingeplant und bin total überrascht als ich nach 2h plötzlich die Gebetsfahnen des Gokyo Ri vor mir sehe. Ich habs echt geschafft. Ich steht auf dem Gipfel meines zweiten 5000er und bin vorkommen allein. Es ist eine sternenklare Nacht und ich habe noch ca 1,5 Stunden bis zum Sonnenaufgang. ( hätte ich also doch nocht bissl länger schlafen können ) Es ist einfach unmenschlich kalt hier oben und ich versuche mit Kniebeugen und JumpingJacks a) nicht zu erfrieren und b) nicht einzuschlafen. Gegen 5:00 beginnt die BlueHour und langsam zeichnen sich aus dem dunkel der Nacht die Gipfel der vor mir liegenden 8000ern ab. Da ist er. Mount Everest. 8848m. Ich sitze in der Stille allein am Gipfel und Blicke auf die riesigen Giganten des Himalaya, welche sich in der Morgendämmerung von ihrer schönsten Seite präsentieren. Ein Gipfel nach dem anderen wird von der aufsteigenden Sonne angeleuchtet, bis sich ganz am Schluss, die Sonne über dem Mount Everest empor schiebt und ich absolut sprachlos und unendlich dankbar am Gipfel des Gokyo Ri sitze. Ich kann es weder glauben noch in Worte fassen. Den Sonnenaufgang am Gokyo Ri erleben - been there, done that! Nachdem ich den Moment vollkommen augekostet habe und sich nun auch die ersten Bergsteiger auf dem Weg nach oben gemacht haben, entscheide ich mich für den Abstieg und mache mich auf den Weg nach unten. In Windeseile ... ( vielleicht auch einfach weil ich ins Bett wollte ) war ich nach 63min wieder unten am Startpunkt :D Wenn doch der Aufstieg so einfach und leicht gewesen wäre, wie der Abstieg. In der Lodge angekommen frühstücke ich noch kurz und lege mich dann für 2 Stunden nochmal kurz aufs Ohr. Nachdem kleinen Nickerchen packe ich noch fix meinen Rucksack, bevor wir unseren offziellen Abstieg starten und uns auf den Weg nach Dohle machen. Von Gokyo mit zwischen Stop in Machermo geht es nach Dohle. Der Weg wunderschön und das erste mal seit Tagen ohne nennenswerten Anstieg. Langsam lassen wir also nun die Giganten hinter uns und gehen zurück Richtung Ausgangspunkt des Trecks. Gegen 15:00 erreichen wir Dohle an diesem Tag und das einzige was ich heute noch machen möchte: schlafen!!!! Also schlafen, Abendessen und weiter schlafen :) Morgen geht es weiter mit dem Abstieg und zurück nach Namche Bazar. ( ich freu mich schon auf meinen Brownie :D )
Good Morning Dohle & hallo erste Nacht ohne Schlafsack und 3 Decken. Wie unglaublich schön sind eigentlich so 5-6 Stunden Schlaf? :D
Da ist er, der Tag des finalen Abstiegs. Namche nach Lukla. Knapp 25km sind heute zu meistern. Mein kleines Herz ist heute besonders schwer und ich verlasse Namche mit gesenktem Kopf und Tränen in den Augen. Ab jetzt werden die 7000 & 8000er nicht mehr zu sehen sein und ich lasse den faszinierenden Himalaya hinter mir. Ich gehe also die Stufen hinunter zum Tor und verlasse Namche Bazar. Pasang und mein Porter sind in Namche nochmal kurz irgendwo abgebogen und meinten ich könne schonmal vor laufen. Kurz nach dem Tor holen sie mich ein und Pasang bleibt neben mir stehen. Er hat Tränen in den Augen. Er dreht mich Richtung Berge und legt mir etwas in die Hand mit den Worten: This is for our slowly slowly. Ich öffne meine Hand und sehe einen kleinen Magneten. Auf dem Magnet ist der Himalaya abgebildet mit drei kleinen Menschen die bergauf wandern. Ich bin total gerührt und kann ( wie so oft ) meine Tränen nicht zurückhalten. Weder die Sherpas noch die Porter haben viel Geld und trotzdem waren sie so unglaugblich lieb und haben mir diesen tollen Magneten gekauft. Ich habe keine Worte. Voller Emotionen starten wir nun den Abstieg. Keiner von uns spricht die nächsten 1-2 Stunden. Wer hätte gedacht, dass ich bereits nach der kurzen Zeit so verbunden mit den Menschen und diesem Land sein würde. Der Weg nach Lukla ist unwarscheinlich lang und fordert nochmal einiges an Konzentration. Unser Tempo ist wie immer schneller als das der restlichen Trekker und nach 6h erreichen wir Pasangs zuhause wo wir gemeinsam zu Mittag essen und ich von seiner kleinen Tochter meinen ersten Seegensschal erhalte. Nach dem Essen geht es weiter bis nach Lukla. Noch einmal durch das Gate wo alles began und zur heutigen Unterkunft direkt gegenüber des Flughafens. Das wars. 14 Tage Nepal Trekking nehmen nun ihr Ende. Heute gibt es zur Feier des Tages noch eine warme Dusche ;) ( schon witztig wie unglaublich toll so banale Dinge wie duschen plötzlich sein können ) Wir verbringen den letzten Abend gemeinsam. Ich lade Pasang und meinen Porter zum essen ein. Wir trinken gemeinsam auf die vergangenen Tage und lassen ein paar "slowly slowly" Momente revue passieren.Tod müde, erschöpft, glücklich und traurig falle ich ins Bett.
01.07.2023 04:38
Welcome back to Kathmandu ... von Lukla zurück nach Ramechhap war ich mir zwischenzeitlich nicht mehr sicher, ob ich jemals wieder Boden unter meinen Füßen haben würde. Noch nie hatte ich so viel Angst beim fliegen, wie auf diesem Flug. Unglaubliche Turbolenzen, Passagiere die sich übergeben, Luftlöcher welche einen selbst nach Luft schnappen aus Angst hier zwischen den Wolken zu sterben.... Aber am Ende ging natürlich und Gott sei Dank alles gut und ich landete mit "nur" 6 Stunden Verspätung wieder in Ramechhap wo Bikram schon sehensüchtig auf mich wartete. 5,5h dauerte die Fahrt vom Flughafen zurück nach Kathmandu. Im Nachhinein würde ich nur noch zurück nach Kathmandu fliegen, um diese unmögliche und unbequeme Autofahrt zu vermeiden. Im Hotel angekommen fühle ich mich wie in einer anderen Welt. Warmes Wasser, eine funktionierende Dusche und eine normale Toilette. Ich dusche... gefühlt stundenlang und stürze mich am Abend noch in das laute und turbolente Nachtleben Kathmandus um irgendwo noch etwas essbares zu finden, bevor ich gegen 22:00 todmüde und vollkommen erschöpft ins Bett falle.
01.07.2023 04:49
zum Abschluss: ich blicke zurück auf eine Reise, die ich mit Sicherheit nie mehr vergessen werde. Zu gern würde ich euch auch nur ansatzweise zeigen/vermitteln wie toll dieses Land ist. Wie unglaublich schön und faszinierend die Landschaft, die Berge und die Natur sind. Wie herzlich die Menschen dort sind und wie lieb ich überall aufgenommen wurde. ABER... tatsächlich werden meine Worte dem erlebten nicht gerecht. Die vergangenen 18 Tage in Worte zu fassen scheint mir zum derzeitgen Zeitpunkt schier unmöglich, da Worte nicht beschreiben können, was ich erleben und fühlen durfte während ich meinen Trek zum Goyko Ri gegangen bin. Nepal, es war mir eine Ehre! So viel von dir vorab gehört und gelesen und doch kann nichts der Magie die du verbreitest auch nur ansatzweise gerecht werden. Ich komme wieder, das steht fest. Danke für eine unglaubliche Reise, unglaubliche Momente und Emotionen.